Einleitung

Die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten ist ein zentraler Bestandteil akademischer Karrieren. Forschende streben danach, ihre Ergebnisse in renommierten Zeitschriften zu publizieren, um ihre Sichtbarkeit und wissenschaftliche Reputation zu steigern. Doch in den letzten Jahren haben sogenannte “predatory Journals” (räuberische Zeitschriften) erheblich zugenommen. Diese fragwürdigen Publikationen verlangen hohe Gebühren von Autor*innen, bieten aber keinen oder nur minimalen Peer-Review-Prozess und liefern oft schlechte wissenschaftliche Qualität. In diesem Artikel erläutern wir, wie man predatory Journals erkennt, welche Gefahren sie bergen und wie man sie vermeidet.

Was sind predatory Journals?

Predatory Journals sind unseriöse wissenschaftliche Zeitschriften, die Forschende zur Veröffentlichung ihrer Arbeiten verleiten, indem sie schnelle Publikationszeiten und niedrige Ablehnungsraten versprechen. Sie erheben oft hohe Gebühren (Article Processing Charges, APCs), ohne einen adäquaten Peer-Review-Prozess oder eine wissenschaftlich fundierte Redaktion anzubieten. Ihr Hauptziel ist es, Profit zu machen, anstatt wissenschaftliche Qualität zu gewährleisten.

Merkmale von predatory Journals

  1. Fehlender oder mangelhafter Peer-Review-Prozess – Artikel werden oft ohne angemessene Begutachtung veröffentlicht.
  2. Aggressive Werbemethoden – Forschende erhalten massenhafte Einladungen per E-Mail zur Einreichung von Manuskripten oder zur Teilnahme an Editorial Boards.
  3. Hohe Publikationsgebühren – Die Zeitschriften verlangen oft überhöhte APCs ohne entsprechende Qualitätskontrolle.
  4. Mangelhafte Transparenz – Es gibt keine klaren Informationen über die Redaktion, Peer-Review-Verfahren oder Veröffentlichungskosten.
  5. Gefälschte Impact Factors – Einige predatory Journals geben gefälschte oder nicht anerkannte Metriken an, um seriöser zu wirken.
  6. Unprofessionelle Webseiten – Schlechte Gestaltung, Grammatikfehler oder fehlende Kontaktinformationen sind oft Hinweise auf ein unseriöses Journal.
  7. Unbekannte oder unseriöse Herausgeber – Manchmal geben diese Zeitschriften bekannte Forschende ohne deren Zustimmung als Herausgeber an.
  8. Breites, unspezifisches Themenspektrum – Viele predatory Journals akzeptieren Artikel aus völlig unterschiedlichen Fachgebieten, um möglichst viele Autor*innen anzulocken.

Warum sind predatory Journals problematisch?

Predatory Journals schaden der wissenschaftlichen Gemeinschaft auf verschiedene Weise:

  1. Verlust wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit – Forschende, die in solchen Zeitschriften publizieren, riskieren ihren akademischen Ruf.
  2. Fehlende wissenschaftliche Qualitätssicherung – Ohne angemessenes Peer Review können fehlerhafte oder unwissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht werden.
  3. Finanzielle Ausbeutung von Forschenden – Viele Wissenschaftler*innen zahlen hohe Gebühren, ohne den versprochenen Mehrwert zu erhalten.
  4. Schwierige Rücknahme von Publikationen – Veröffentlichungen in predatory Journals sind oft schwer zurückzuziehen oder umzuveröffentlichen.
  5. Verbreitung von Fehlinformationen – Die fehlende Qualitätskontrolle kann dazu führen, dass falsche oder unbewiesene Erkenntnisse in Umlauf gebracht werden.
  6. Beeinträchtigung der wissenschaftlichen Integrität – Die Existenz solcher Journale untergräbt das Vertrauen in den wissenschaftlichen Publikationsprozess.

Wie erkennt man predatory Journals?

Es gibt mehrere Strategien, um potenziell räuberische Zeitschriften zu identifizieren:

1. Überprüfung der Verlagsinformationen

  • Ist der Verlag bekannt und seriös? Große akademische Verlage wie Springer, Wiley oder Elsevier betreiben etablierte Journals.
  • Gibt es eine klare Redaktionsstruktur mit anerkannten Wissenschaftler*innen?
  • Ist die Kontaktadresse professionell oder besteht sie nur aus einer allgemeinen E-Mail-Adresse?

2. Kontrolle des Peer-Review-Prozesses

  • Wird ein gründlicher Peer-Review-Prozess beschrieben?
  • Wie lange dauert das Review-Verfahren? Ein zu schneller Publikationsprozess deutet oft auf mangelnde Qualitätskontrolle hin.

3. Überprüfung von Indexierungen

  • Ist die Zeitschrift in anerkannten Datenbanken wie Web of Science, Scopus oder PubMed gelistet?
  • Findet man das Journal in der Directory of Open Access Journals (DOAJ)?

4. Nutzung von Blacklists und Whitelists

  • Beall’s List (eine inoffizielle Liste, die predatory Journals identifiziert) kann als erste Orientierung dienen.
  • DOAJ (Directory of Open Access Journals) listet seriöse Open-Access-Zeitschriften.
  • COPE (Committee on Publication Ethics) unterstützt ethische Publikationspraktiken.

5. Analyse des Impact Factors und der Zitierhäufigkeit

  • Wird ein „Impact Factor“ angegeben? Falls ja, kann man diesen mit anerkannten Journal Citation Reports (JCR) abgleichen.
  • Gibt es reale Zitierungen der Zeitschrift in anderen wissenschaftlichen Publikationen?

6. Prüfen der Einladungsschreiben

  • Enthält die Einladung allgemeine Formulierungen ohne spezifische Bezugnahme auf die eigene Forschung?
  • Wird eine schnelle Publikation ohne tiefgehendes Review angeboten?

Wie vermeidet man predatory Journals?

  1. Nur bei renommierten Verlagen veröffentlichen – Bevorzugen Sie Zeitschriften von etablierten akademischen Verlagen oder solchen, die in anerkannten Datenbanken gelistet sind.
  2. Kolleg*innen und Mentoren befragen – Austausch mit erfahrenen Forschenden kann helfen, seriöse Journale auszuwählen.
  3. Verlagsrichtlinien genau prüfen – Seriöse Zeitschriften haben transparente Informationen zu Gebühren, Peer Review und Redaktion.
  4. Publikationsorte von Fachkolleg*innen überprüfen – Wo publizieren etablierte Wissenschaftler*innen aus dem eigenen Forschungsfeld?
  5. Nicht auf aggressive Einladungen reagieren – Seriöse Journale werben selten aktiv um Beiträge.
  6. Alternativen zu Open Access prüfen – Falls Open Access gewünscht ist, sollten nur Zeitschriften mit anerkanntem Ruf und stabiler Finanzierung gewählt werden.

Fazit

Predatory Journals stellen eine ernsthafte Gefahr für die wissenschaftliche Integrität dar. Forschende müssen daher wachsam sein und kritische Prüfungen vornehmen, bevor sie ihre Arbeiten einreichen. Eine sorgfältige Auswahl der Zeitschrift, die Überprüfung von Verlagsinformationen und die Nutzung etablierter Datenbanken sind entscheidende Maßnahmen, um sich vor unseriösen Publikationen zu schützen. Wissenschaftliche Qualität und Glaubwürdigkeit sollten stets über schnellen Publikationsmöglichkeiten stehen. Durch Aufklärung und den Austausch innerhalb der akademischen Gemeinschaft können wir dazu beitragen, predatory Journals zu entlarven und zu vermeiden.