Einleitung
Die Veröffentlichung in einer renommierten Fachzeitschrift ist ein entscheidender Schritt für Forschende, um ihre Arbeit sichtbar zu machen, wissenschaftliche Anerkennung zu erlangen und die eigene Karriere voranzutreiben. Doch die Wahl der richtigen Zeitschrift kann eine Herausforderung sein. Die falsche Entscheidung kann zu Ablehnungen, langen Bearbeitungszeiten oder einer geringen Reichweite der Forschung führen. Dieser Artikel zeigt, wie man die passende Fachzeitschrift für eine Publikation findet und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.
Warum die richtige Fachzeitschrift wichtig ist
Die Wahl der passenden Zeitschrift bestimmt maßgeblich, wer die eigene Forschung liest, wie häufig sie zitiert wird und welchen Einfluss sie auf das jeweilige Fachgebiet hat. Eine falsche Entscheidung kann dazu führen, dass:
- das Manuskript von einer ungeeigneten Zielgruppe nicht wahrgenommen wird,
- die Zeitschrift nicht in relevanten Datenbanken indexiert ist,
- lange Bearbeitungszeiten und hohe Ablehnungsquoten frustrieren,
- die wissenschaftliche Qualität und Reputation der eigenen Arbeit leidet.
Um diese Probleme zu vermeiden, sollte man sich vor der Einreichung intensiv mit den Optionen beschäftigen.
1. Das eigene Forschungsfeld analysieren
Bevor man eine Zeitschrift auswählt, sollte man sich fragen:
- Für wen ist meine Forschung relevant?
- Welche Fachbereiche könnten Interesse an meinen Ergebnissen haben?
- Welche Zielgruppe möchte ich erreichen? (z. B. Fachkolleginnen, Praktikerinnen oder eine interdisziplinäre Leserschaft)
- Welche Journale haben bereits ähnliche Arbeiten veröffentlicht?
Eine einfache Methode ist die Analyse der eigenen Literaturverweise. In welchen Zeitschriften wurden relevante Artikel publiziert? Diese Journale könnten eine gute Wahl für die eigene Arbeit sein.
2. Fachzeitschriften recherchieren
Um eine geeignete Zeitschrift zu finden, können verschiedene Recherchestrategien genutzt werden:
a) Nutzung wissenschaftlicher Datenbanken
Es gibt zahlreiche Plattformen, die helfen, passende Journale zu identifizieren:
- Web of Science und Scopus: Listen renommierte Zeitschriften nach Fachgebieten und Impact Factor.
- PubMed (für Medizin und Biowissenschaften)
- IEEE Xplore (für Ingenieurwissenschaften und Informatik)
- Google Scholar (allgemeine wissenschaftliche Suche)
- DOAJ (Directory of Open Access Journals) für frei zugängliche Zeitschriften
b) Journal-Finder-Tools nutzen
Viele Verlage bieten eigene Tools an, die auf Basis des Manuskripts passende Journale vorschlagen:
- Elsevier Journal Finder
- Springer Journal Suggester
- Taylor & Francis Journal Finder
- Wiley Journal Finder
Diese Tools analysieren Titel, Abstract und Schlüsselwörter des Manuskripts und schlagen passende Zeitschriften vor.
c) Analyse von Fachzeitschriften-Webseiten
Die Webseiten von Zeitschriften bieten wertvolle Informationen zu:
- Themenschwerpunkten
- Peer-Review-Prozessen
- Richtlinien für Autor*innen
- Open-Access-Optionen
- Bearbeitungszeiten
3. Wichtige Kriterien für die Zeitschriftenwahl
a) Fachliche Relevanz
Das Journal sollte thematisch zur eigenen Forschung passen. Viele Zeitschriften spezialisieren sich auf bestimmte Unterdisziplinen. Eine präzise Abstimmung zwischen Manuskript und Zeitschriftenfokus erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Annahme.
b) Impact Factor und wissenschaftlicher Einfluss
Der Impact Factor (IF) misst, wie oft Artikel einer Zeitschrift im Durchschnitt zitiert werden. Ein hoher Impact Factor deutet auf eine hohe Sichtbarkeit hin. Alternativ gibt es auch andere Metriken wie CiteScore (Scopus) oder Altmetrics für Online-Präsenz.
c) Open Access oder Closed Access?
- Open Access: Artikel sind frei zugänglich, was die Reichweite erhöht. Allerdings verlangen viele Open-Access-Journale hohe Publikationsgebühren (APCs).
- Closed Access: Publikationen sind kostenpflichtig, werden aber oft in renommierten wissenschaftlichen Netzwerken gelistet.
Eine Zwischenlösung ist das hybride Modell, bei dem einzelne Artikel Open Access veröffentlicht werden können.
d) Peer-Review-Verfahren
- Doppelblindes Peer Review: Weder Autorinnen noch Gutachterinnen kennen die Identität der anderen.
- Einfachblindes Peer Review: Die Autorinnen sind den Gutachterinnen bekannt, umgekehrt aber nicht.
- Offenes Peer Review: Die Identitäten beider Seiten sind bekannt.
- Post-Publication Review: Die Begutachtung erfolgt nach der Veröffentlichung.
Eine gründliche Peer-Review-Prüfung sichert die Qualität des Journals und erhöht die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit.
e) Bearbeitungszeiten und Annahmequote
Journale unterscheiden sich in der Dauer des Begutachtungsprozesses und ihrer Ablehnungsrate:
- Manche Journale haben lange Bearbeitungszeiten (6-12 Monate oder mehr).
- Manche Fachzeitschriften haben hohe Ablehnungsraten (>80 %), was das Publikationsrisiko erhöht.
Auf den Webseiten der Zeitschriften oder in Erfahrungsberichten anderer Forschender findet man oft Informationen über typische Bearbeitungszeiten.
f) Publikationskosten und Finanzierungsoptionen
Viele Journale verlangen Article Processing Charges (APCs), besonders im Open-Access-Bereich. Diese Gebühren können zwischen 500 und 5.000 Euro liegen. Finanzierungsmöglichkeiten:
- Universitäre Förderprogramme
- Drittmittelprojekte
- Open-Access-Fonds von Forschungsinstitutionen
- Stipendien oder Förderpreise
4. Vermeidung von predatory Journals
Predatory Journals locken Forschende mit schnellen Veröffentlichungen ohne echte Qualitätskontrolle. Anzeichen für unseriöse Zeitschriften:
- Keine oder sehr kurze Peer-Review-Zeiten
- Hohe Publikationsgebühren ohne Transparenz
- Unprofessionelle Webseiten mit Rechtschreibfehlern
- Zeitschriften, die Forscher*innen aktiv per E-Mail um Beiträge bitten
Datenbanken wie Beall’s List oder das DOAJ (Directory of Open Access Journals) helfen bei der Identifikation seriöser Zeitschriften.
5. Die richtige Einreichungsstrategie
a) Erstellung einer Prioritätenliste
Erstelle eine Liste von 3-5 geeigneten Zeitschriften, sortiert nach Präferenz, Impact Factor und Erfolgschancen.
b) Anpassung des Manuskripts an die Zielzeitschrift
- Beachte die Autorenrichtlinien (Format, Wortanzahl, Zitierweise).
- Strukturiere Titel und Abstract so, dass sie zur Journal-Sprache passen.
- Überprüfe, ob bestimmte Methoden oder Theorien bevorzugt werden.
c) Begleitbrief an die Herausgeber verfassen
Ein prägnantes Anschreiben sollte:
- Den wissenschaftlichen Beitrag der Arbeit hervorheben
- Die Relevanz für die Zeitschrift betonen
- Interesse an einer Begutachtung bekunden
Fazit
Die Wahl der richtigen Fachzeitschrift ist entscheidend für eine erfolgreiche Publikation. Eine gründliche Recherche, die Berücksichtigung von Impact Factor, Open-Access-Optionen, Peer-Review-Prozessen und Bearbeitungszeiten hilft dabei, die beste Wahl zu treffen. Wer eine strategische und fundierte Entscheidung trifft, erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Veröffentlichung und eine hohe wissenschaftliche Sichtbarkeit.